Schneckenkrieg – aber richtig!

Der Trend geht zum Selbstanbau. Wir laufen nicht mehr in den Supermarkt. Wir lassen die billigen Gemüseabteilungen auf ihrer wässrigen, ungesunden Ware sitzen. Wer einmal einen Salat gegessen hat, der aus dem eigenen Garten stammt, mit Erde dran und perlendem Regenwasser, der weiss, wie ein Salat schmecken muss. Und der weiss ebenso gut, dass man ihm jahrzehntelang im Supermarkt Attrappen angedreht hat – den vierten Aggregatzustand des Wassers, um einen alten Witz zu zitieren.

Darum, für diese Produkte wie aus dem Garten Eden, ist der Gartenbesitzer so stolz auf sein selbst kultiviertes Stückchen Erde. Aus demselben Grund ist er so niedergeschmettert, wenn er eines Morgens bemerkt, welche Verwüstungen eine einzige Sorte Tier im Beet anrichten kann. Gegenüber diesem scheusslichen Wesen kann der Gärtner die Motivation von Massenmördern verstehen.

Klein, nackt, gefrässig

Nacktschnecke ist nicht gleich Nacktschnecke. Das Wesen, das dem Gärtner den Verstand raubt, lautet in voller lateinischer Schönheit Arion lusitanicus: die Spanische Wegschnecke. Sie ist aus dem Mittelmeerraum eingewandert, hitzebeständiger als ihre nordischen Kollegen, gefrässiger und weniger wählerisch. Ausserdem ist sie der Langstreckenläufer unter den Schnecken: 15 Meter schafft sie an einem einzigen Tag – für Schnecken eine gewaltige Leistung. Aber den Gärtner interessiert nur eins: Womit kann ich sie umbringen?

Konventioneller Krieg

Vergessen Sie die wohlgemeinten Ratschläge tierliebender Naturschützer. Wenn Sie Bohnenkraut um Ihre kostbaren Salatköpfe pflanzen, werden Sie erleben, dass der Aggressor erst durch dieses eine Schneise gefressen und dann die Salatköpfe abgeäst hat. Gärtnernde Kaffeetrinker haben sich vor ein paar Jahren über die Nachricht gefreut, Kaffee sei für Nacktschnecken ein Nervengift und müsse nur als starker Aufguss über die Pflanzen gegeben werden. Viel Erfolg dabei! Wenn Sie einen mehr als balkonkastengrossen Gemüsegarten besitzen, werden Sie sich wundern, wie viele Packungen Kaffee Sie plötzlich verbrauchen. Das Gleiche gilt für den flächig zu verteilenden Kaffeesatz. Besitzen Sie eine Grossgastronomie? – Seien Sie vernünftig. Greifen Sie zu Schneckenkorn.

Das Korn des Todes

Eines sei vorweggeschickt: Schneckenkorn wirkt gegen alle Schnecken, also auch gegen nützliche Sorten wie die Bänder- und die Weinbergschnecke. Aber so ist das im Krieg … Als umweltverträglichstes Schneckenkorn gilt solches auf Eisen-III-Phosphat-Basis. Es besitzt die Zulassung für die ökologische Landwirtschaft, muss aber regelmässig in grösseren Mengen ausgebracht werden, weil die letale Dosis erst bei 20 Körnern pro Schnecke liegt. Haustiere und natürliche Schneckenfeinde wie der Igel nehmen an diesem Präparat keinen Schaden.

Schneckenkorn-Produkte auf Basis des Nervengiftes Methiocarb sind inzwischen für den privaten Gebrauch verboten, denn sie sind erstens auch für Nützlinge schädlich; zweitens muss zwischen dem Ausstreuzeitpunkt und der Pflanzenernte mindestens ein Zeitraum von 14 Tagen liegen. Wenn Sie schon schwere Waffen anwenden, dann wenigstens die ökologischeren.


Schneckenzäune werden aus Beton, Kunststoff oder Stahlblech gebaut. (Bild: Destinyweddingstudio/Shutterstock.com)
Schneckenzäune werden aus Beton, Kunststoff oder Stahlblech gebaut. (Bild: Destinyweddingstudio/Shutterstock.com)


Eine Mauer bauen

Wollen Sie viel Geld ausgeben? Wollen Sie einzelne Bereiche Ihres Gemüsegartens, sozusagen das Schnecken-Gourmetviertel, gesondert abtrennen? Dann machen Sie es wie im Kalten Krieg: Sperren Sie den Feind aus – bauen Sie eine Mauer. Schneckenzäune sind in ihrer Bauart so konzipiert, dass die nackten Kriecher sie nicht überwinden können. Schneckenzäune wirken, aber sie sind furchtbar teuer. Und wenn Sie im Garten einmal ausmessen, wie viele laufende Meter Kostbarkeiten sie einzäunen müssen, kommen etliche Hundert Franken zusammen. Falls Sie stolz sind auf Ihr günstiges Gemüse, können Sie nach dem Bau damit aufhören.

Ein Schneckenzaun muss mindestens fünf Zentimeter tief in der Erde versenkt werden. Passen Sie auf, dass überhängende Pflanzen keine Brücken für die frechen Kletterer bilden. Schneckenzäune werden aus Beton, Kunststoff oder Stahlblech gebaut. Der Clou eines solchen Zauns ist seine für Schnecken unüberwindbare Kante. Kunststoffzäune besitzen beispielsweise breit auf den Oberkanten liegende Brüstungen, die zusätzlich nach unten hin mit langen Kunststoffspitzen besetzt sind. Die überwindet selbst der Reinhold Messner unter den Nacktschnecken nicht.

Kriegsführung mit Alkohol

Schauen wir uns noch ein paar Geheimtaktiken an, die unter Gartenfreunden gegen den Schneckenfeind kursieren. Die Bierfalle gilt als toller Trick, ist aber in Wirklichkeit das beste Mittel, auch noch die Schnecken aus bierfallenfreien Gärten zu sich herüberzuholen. Denn was machen die kleinen Schleckermäuler? – Sie trinken ihren Humpen leer und schlängeln dann zum Salat weiter. Die wenigsten fallen ins Bier. Erstaunlicher Gleichgewichtssinn.

Handarbeit

Gärtner von echtem Schrot und Korn ziehen mit mittelalterlichen Vernichtungsmethoden gegen die Plage zu Felde. Legen Sie in Ihrem Garten ein paar Bretter aus. Heben Sie diese morgens an: Unter ihnen liegt die gefrässige Meute in ihrem Verdauungsschlaf. Jetzt werden die Viecher in einem Eimer gesammelt. Und dann kommt die Rosenschere zum Einsatz. Zugegeben: Diese Variante kostet etwas Überwindung. Aber es ist wie beim Hummertöten: Die brutalste Methode ist die schmerzloseste.

Fressfeinde

Sie neigen nicht zu solchen Brachialakten? – Dann fördern Sie Fressfeinde! Schaffen Sie Igeln ein schönes Zuhause: Sie mögen Nacktschnecken gern. Oder investieren Sie in ein Pärchen Indische Laufenten. Diese putzigen Tiere sind die „Snail-Watch“ Ihres Gemüsegartens. Sie watscheln mit lang gestrecktem Hals zwischen Ihren Kohlköpfen herum und suchen nach ihrer Lieblingsspeise. Indische Laufenten brauchen einen kleinen Badeteich, aber so etwas hebt ja die Stimmung. Wenn die Schnecken aufgefressen sind, machen sie sich über den Salat her. Aber können Sie sich einen schneckenfreien Garten vorstellen?

 

Oberstes Bild: © Dieter Hawlan – Shutterstock.com

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